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 Anja Proft

Was sind die häufigsten Lebensmittelunverträglichkeiten und was steckt dahinter?

Lebensmittel, gegen die man Unverträglichkeiten entwicklen kann

Zu den häufigsten Lebensmittelunverträglichkeiten gehören die Laktose- und Fruktose-Intoleranz sowie die Gluten- und Histamin-Unverträglichkeit.

Sie begegnen uns mittlerweile überall: Im Internet oder in (Fach-) Zeitschriften, im Supermarkt in Form von sogenannten „Frei von“ Produkten sowie in Gesprächen mit Freunden oder Bekannten. Die Histamin-Unverträglichkeit ist dabei nicht ganz so geläufig. Ob Lebensmittelintoleranzen tatsächlich in den letzten Jahren zugenommen haben, ist fraglich. Zumindest ist die Diagnostik inzwischen deutlich verbessert worden und Ärzte sowie die Bevölkerung sind stärker darauf sensibilisiert.

Grund für eine Unverträglichkeit sind meist Enzymdefekte, sodass der entsprechende Inhaltsstoff nicht richtig verwertet oder abgebaut wird. Eine Diagnosestellung ist aufgrund unspezifischer Symptome oft schwierig. Wer regelmäßig unter Magen-Darm-Problemen leidet, greift immer häufiger sicherheitshalber zu laktose- und glutenfreien Produkten. Lebensmittelhersteller und -händler haben sich längst darauf eingestellt. So gibt es inzwischen ein immer größer werdendes Angebot an z.B. laktose- oder glutenfreien Produkten. Dies kommt natürlich den Personen mit diagnostizierter Unverträglichkeit zugute. Personen mit Fruktose- oder Histamin-Unverträglichkeit müssen die Verpackung studieren bzw. ein paar Besonderheiten beachten.

Was ist der Unterschied zwischen einer Lebensmittelunverträglichkeit und Lebensmittelallergie?

Die Begriffe Lebensmittelunverträglichkeit und Lebensmittelallergie werden häufig synonym verwendet, sind jedoch klar voneinander abzugrenzen: Bei einer Allergie handelt es sich um eine übersteigerte Abwehrreaktion des Immunsystems. Das Immunsystem geht fälschlicherweise gegen eigentlich harmlose Proteine (Allergene) in z.B. Kuhmilch, Ei oder Soja vor und bildet entsprechende ImmunglobinE- (IgE) Antikörper, die im Blut nachweisbar sind. Bereits kleinste Mengen des Allergens reichen beim erneuten Verzehr, um eine allergische Reaktion auszulösen. Das Immunsystem reagiert sofort. Die Symptome können je nach verursachendem Stoff unterschiedlich sein und reichen von Magen-Darm-Beschwerden über Hautreaktionen (Rötungen, Juckreiz, Ekzeme) bis hin zu lebensbedrohlichen Atembeschwerden oder Kreislaufproblemen (anaphylaktischer Schock ). Bestimmte Medikamente (z.B Antihistaminika) lindern die Symptome. Sind diese schwerwiegend, muss der Betroffene ein Allergie-Notfallset bei sich tragen.

Bei einer Lebensmittelunverträglichkeit ist eine Störung im Stoffwechsel für die Beschwerden verantwortlich. Meist können die auslösenden Inhaltsstoffe im Magen-Darm-Bereich nicht richtig verwertet werden, weil z.B. ein bestimmtes Verdauungsenzym fehlt. Die Symptome sind häufig auf den Verdauungstrakt beschränkt (z.B. Blähungen, Durchfall, Völlegefühl), können jedoch vielschichtig sein. Die Beschwerden machen sich meist erst nach wenigen bis mehreren Stunden bemerkbar, wobei die vertragene Menge des entsprechenden Nahrungsmittels individuell variiert. Da es zu keiner Immunreaktion kommt, werden keine lebensbedrohlichen Zustände ausgelöst . Durch die Einnahme von Laktase-Enzymen ist es möglich, dass die Laktose gespalten wird und so weiterhin Milchprodukte bzw. Produkte, die Milchzucker enthalten, verzehrt werden können.

Allergietest

Auch interessant: Eine starke Abneigung gegen ein Lebensmittel kann ebenfalls Symptome hervorrufen, die mit einer Lebensmittelunverträglichkeit assoziiert sind. In solchen Fällen liegt keine Unverträglichkeit vor, sondern eine psychosomatische Problematik.

Die vier häufigsten Lebensmittelunverträglichkeiten/-intoleranzen

Neben Fruktose-, Laktose- und Histamin-Intoleranz gehört die Gluten-Unverträglichkeit (Zöliakie) zu den häufigsten Lebensmittelintoleranzen. Gemeinsam sind ihnen Beschwerden im Verdauungstrakt nach Verzehr der unverträglichen Inhaltsstoffe. Da Laktose, Fruktose sowie Gluten inzwischen aus sensorischen oder technologischen Gründen verschiedensten Lebensmitteln zugesetzt werden (bei denen man deren Vorkommen mitunter nicht vermuten würde , z.B. in Saucen oder Fertigprodukten), ist die Diagnosestellung schwierig. Hinzu kommt, dass die Symptome meist unspezifisch sind.

Gluten-Unverträglichkeit

Definition: Was ist eine Gluten-Unverträglichkeit (Zöliakie)? 
Die Gluten-Unverträglichkeit (Zöliakie) ist eine Autoimmunreaktion (das Immunsystem geht gegen körpereigene Strukturen vor). Das Immunsystem reagiert dabei auf das Klebereiweiß Gluten. Es kommt in den meisten gängigen Getreidesorten, wie z.B. Weizen, Roggen, Dinkel und Gerste, vor und bleibt lebenslang unverträglich. Durch die ausgelöste Entzündung wird langfristig die Darmschleimhaut geschädigt.

Wie oft kommt eine Gluten-Unverträglichkeit in Deutschland vor?
Etwa jeder 200. Mensch leidet in der deutschen Bevölkerung an einer Zöliakie. Laut Deutscher Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselerkrankungen (DGVS) nimmt die Zahl der Diagnosen in den letzten Jahren zu.

Was sind die Ursachen für eine Gluten-Unverträglichkeit?
Die genaue Entstehung der Zöliakie ist noch unklar. Bestimmte genetische Faktoren bilden die Voraussetzung für das Krankheitsgeschehen, wobei nicht alle Menschen mit dieser erblichen Veranlagung erkranken. Das Immunsystem, Infektionen sowie Umwelteinflüsse sind möglicherweise weitere Einflussfaktoren.

Welche Symptome treten bei einer Gluten-Unverträglichkeit auf? 
Die Zöliakie zeichnet sich durch ein vielschichtiges Symptombild aus. Typisch sind starke Bauchschmerzen, Durchfälle und Blähungen. Allerdings fehlen diese Beschwerden bei ca. 40 % der Betroffenen. Krankheitszeichen, die nicht den Darm betreffen, können z.B. Eisenmangel, Kopfschmerzen, Müdigkeit und Osteoporose sein. Da durch die chronische Entzündung langfristig die Darmschleimhaut geschädigt wird, kann es in Folge der gestörten Nährstoffaufnahme zu Gewichtsverlust und Nährstoffmangelsituationen kommen. Bei Verdacht auf eine Gluten-Unverträglichkeit sollte also in jedem Fall ein Test gemacht werden.

Wie läuft ein Test auf Gluten-Unverträglichkeit ab?
Der Test auf Zöliakie sollte immer unter glutenhaltiger Kost durchgeführt werden. Zunächst wird das Blut auf bestimmte Zöliakie spezifische Antikörper (IgA, Immunglobulin A gegen Transglutaminase) untersucht. Um auszuschließen, dass der Betroffene einen IgA-Mangel hat und der Transglutaminase IgA-Test falsch negativ ist, wird zusätzlich das Gesamt-IgA bestimmt. Über eine Biopsie (Gewebsuntersuchung) der Dünndarmschleimhaut kann außerdem die Diagnose gestellt werden.

Wo kann ich mich auf Gluten-Unverträglichkeit testen lassen? 
Bei uns im Medizinischen Labor am Stephansplatz führen wir den Bluttest auf Transglutaminase IgA und Gesamt IgA-Antikörper für 49,76 € durch.

Gluten-Unverträglichkeits-Test


Diagnose Gluten-Unverträglichkeit: Was kann ich tun? 
Um mögliche Spätfolgen zu verhindern, ist eine strikte glutenfreie Diät unumgänglich. Das bedeutet, dass sämtliche glutenhaltige Getreidesorten sowie Lebensmittel, denen Gluten aufgrund seiner technologischen Eigenschaften zugesetzt wurde, gemieden werden. Zur Ernährungsumstellung wird eine begleitende Ernährungstherapie empfohlen, die von den meisten Krankenkassen anteilig erstattet wird. Glücklicherweise wird die Umstellung durch ein steigendes Angebot glutenfreier Produkte erleichtert. Eine glutenfreie Ernährung sollte jedoch nur bei diagnostizierter Unverträglichkeit eingehalten werden, da diese Kost u.a. ballaststoffärmer ist und damit dementsprechend auch Nachteile für die Gesundheit verbunden sind.

Histamin-Intoleranz

Was ist Histamin?
Histamin ist ein biogenes Amin (Eiweißbaustein). Es wird im Körper in speziellen Mastzellen gebildet und bei Immunreaktionen freigesetzt. Es hat im Körper zahlreiche Funktionen. Neben Blutdruckabfall kann es auch zu allergischen Reaktionen wie z.B. Hautrötungen führen. Histamin kommt auch in der Nahrung vor, besonders häufig in leicht verderblichen tierischen Lebensmitteln wie Fisch, die mit Mikroorganismen belastet sind. Aber auch fermentierte Lebensmittel wie z.B. Käse (besonders lang gereift), Wurst, Sauerkraut, Wein und Bier enthalten Histamin. Bei einer Histamin-Intoleranz können die über die Nahrung aufgenommenen biogenen Amine nicht richtig abgebaut werden. Sie verursachen dann Probleme.

Wie oft kommt eine Histamin-Unverträglichkeit vor? 
Ca. 1 - 3 % der Bevölkerung ist von einer Histamin-Intoleranz betroffen, davon 80 % Frauen. Verschiedene Studien sprechen jedoch von einer hohen Dunkelziffer, sodass möglicherweise deutlich mehr Personen darunter leiden.

Welche Ursachen hat eine Histamin-Intoleranz? 
Verschiedene Enzymsysteme (Diaminoxidase) und Mechanismen kontrollieren und bauen die selbst gebildeten und über die Nahrung aufgenommenen biogenen Amine ab. Funktionieren diese Regulierungssysteme nicht oder wird sehr viel Histamin aufgenommen, kann es zu Vergiftungserscheinungen kommen. Alkohol sowie einige Medikamente können diese Systeme ebenfalls beeinträchtigen.

Was sind die Symptome bei Histamin-Unverträglichkeit?
Vergiftungserscheinungen wie z.B. Hautrötungen, Blutdruckabfall, Durchfall und Herzklopfen können als Folge einer sehr hohen Histaminaufnahme bzw. bei empfindlichen Menschen bereits bei geringeren Mengen entstehen.

Wie wird auf eine Histamin-Intoleranz getestet? 
Der Verdacht einer Histamin-Intoleranz kann leicht mittels Blutanalyse abgeklärt werden. Der Histaminspiegel- und die Diaminoxidase-Aktivität werden dabei bestimmt und zueinander in Relation gesetzt.

Diagnose Histamin-Intoleranz: Was kann ich tun?
Wer sensibel auf Histamin reagiert, sollte generell auf Lebensmittel, die hohe Mengen an Histamin enthalten, verzichten. Fisch sollte z.B. nur ganz frisch verzehrt und auf Hartkäse verzichtet werden. Die Aufnahme von fermentierten Lebensmitteln (z.B. Hefeextrakt, Sauerkraut, Bier und Sekt) sollte reduziert werden. Der gleichzeitige Verzehr von Alkohol mit histaminreichen Lebensmitteln wird nicht empfohlen. Die Kontrolle eingenommener Medikamente auf die Blockade bestimmter Enzymsysteme ist ebenfalls ratsam.


 

Quellen:
www.lebensmittelunvertraeglichkeiten.de/lebensmittelallergien/allergie-unvertraeglichkeit-unterschied/
www.netdoktor.de/krankheiten/zoeliakie/
www.ugb.de/ernaehrungsberatung/zoeliakie/
www.ugb.de/ernaehrungsberatung/fruktosemalabsorption-wenn-fruchtzucker-fuer-unruhe-sorgt/
www.nmidb.de/nahrungsmittel-intoleranzen/fructoseintoleranz/
www.dge.de/
www.ugb.de/ernaehrungsberatung/milch-unter-verdacht/
www.ugb.de/exklusiv/fragen-service/was-ist-histamin-wo-kommt-es-vor/?histamin-fleisch
www.nahrungsmittel-intoleranz.com/de/histaminintoleranz-informationen/was-ist-histaminintoleranz.html
www.netdoktor.at/krankheit/histaminintoleranz-8108
www.allergieinformationsdienst.de/aktuelles/news/news/article/glutenfreie-lebensmittel-hype-mit-nebenwirkungen.html
www.dge.de/wissenschaft/weitere-publikationen/fachinformationen/igg-tests-zur-diagnose-von-lebensmittelunvertraeglichkeiten-sind-untauglich/
www.das-ernaehrungshandbuch.de/zoeliakie-glutenunvertraeglichkeit/
www.laktose-ratgeber.de/laktase_enzyme.php
www.zeit.de/2013/48/gluten-unvertraeglichkeit

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